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Kap 9: Matthias

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Doch nicht nur beruflich gab es für K nun viel Erfreuliches, auch privat waren Dinge passiert, die sich K. noch vor wenigen Monaten nicht hätte vorstellen können. 

Nachdem Angelika auf Grund der immer wieder auftretenden Übelkeit ihre Ärztin aufgesucht hatte, stellte sich bald heraus, daß der Grund dafür ein durchaus erfreulicher war. Obwohl man nichts bewußt geplant hatte war es trotzdem irgendwie passiert und Nachwuchs im Hause K. war unterwegs.

Man wollte gar nicht wissen ob Mädchen oder Bub, man freute sich einfach nur und hoffte, daß ein gesundes Kind zur Welt kommen würde. Alle Bücher über Vornamen wurden sicher bis zu tausendmal durchgeblättert und nach sehr eingehender Beratung und sehr emotionell geführten Diskussionen legte man sich auf die Vornamen Matthias und Romanain Abhängigkeit vom Geschlecht des Neugeborenen fest. K. hatte den Kampf um seinen Lieblingsvornamen fast schon verloren aber er holte immer wieder die scheinheiligsten Argumente hervor um dem Namen Matthias zu seinem Recht zu verhelfen - nachdem er Angelika offensichtlich genug genervt hatte stimmte auch diese schweren Herzens zu.

Der Winter kam und Angelika wurde immer rundlicher und selbst K. der in der Regel die Schwangerschaft von Frauen erst ab dem 8. Monat bemerkte hätte wahrscheinlich nun gemerkt, daß ein neuer Erdenbürger unterwegs war.

Weihnachten war dieses Jahr etwas anders als sonst und alle Gespräche drehten sich diesmal weniger um das Jesuskind sondern um das Kind in Angelikas Bauch, das sich immer deutlicher bemerkbar machte und manchmal wie wild strampelte oder auch nur leicht gegen die Bauchdecke klopfte.

Die ganze Familie nahm Anteil an dem bevorstehenden Ereignis: für K.´s Eltern war es bereits das 3. Enkelkind, für Angelikas Eltern allerdings erst das erste und dementsprechend nervös waren sie auch. Selbst Angelikas Vater der Ministerialrat im Wirtschaftsministerium der immer sehr beschäftigt war mit Zeitungsstudien, den "Zeit im Bild"-Berichten und seinen nach Hause mitgebrachten wichtigen Unterlagen, zeigte ein ungeheures Interesse an seinem künftigen Enkelkind und bot Angelika jegliche Unterstützung an. Auch die alte Großtante die nie eigene Kinder hatte nahm großen Anteil und versorgte Angelika mit vielen Tips und wußte natürlich genau was unbedingt zu tun und nicht zu tun war um die Schwangerschaft des Urgroßenkelkindes zu einem guten Ende zu führen.

Die Schwangerschaft verlief auch weiterhin ohne Komplikationen und über Ultraschall konnte man sich auch laufend überzeugen, daß alles in Ordnung war - ja und man konnte sogar Bilder davon ausdrucken.

Nachdem der Geburtstermin schon mehrmals korrigiert worden war, mußte man nun täglich mit der Geburt rechnen. Aber Matthias oder Romana hatte es nicht so eilig und ließ die künftigen Eltern warten.

In der Nacht vom 3. auf 4. März wurde K. mitten in der Nacht immer wieder von Angelika geweckt: sie war schon ganz aufgeregt und meinte, daß es nun endlich so weit sei. Exakt wurden die Abstände zwischen den Wehen gestoppt und nachdem diese noch 30 Minuten betrugen schlief K. wieder friedlich ein: er konnte es offensichtlich immer noch nicht glauben, daß er nun Vater werden sollte. 

Frühmorgens sah er aber gleich, daß sich die Situation verschärft hatte und die Abstände schon 10 Minuten betrugen. K. beruhigte Angelika, bestellte dann aber doch ein Taxi um mit ihr ins Spital zu fahren. Da er um 8 Uhr noch eine Übungsstunde abzuhalten hatte fuhr er pflichtbewußt weiter zur Universität und versicherte Angelika, daß er nach 2 Stunden wieder zurück sein werde und sich ohnehin noch alles ausgehe. K. war als Landvermesser ja gewohnt alles abschätzen zu können und auch in diesem Fall war er sich seiner Sache ziemlich sicher.

Trotzdem hatte er ein mehr als flaues Gefühl im Magen als er seinen Studenten über die Bussolenmessung und trigonometrische Höhenbestimmung erzählte. Irgendwie war er nicht so konzentriert wie sonst und schmierte die Formeln nur halbherzig auf die Tafel und die Kreise erinnerten eher an einen Babypopo und die Pfeile an kleine Schnuller. Er überhörte auch die Fragen der Studenten und verließ nach Ende erstmals noch vor den Studenten den Hörsaal, stieg in ein Taxi und fuhr unverzüglich zurück zum Krankenhaus.

Dort angekommen sah er schon Angelikas Mutter aufgeregt hin- und herlaufen und etwas vorwurfsvoll teilte sie ihm mit, daß Angelika bereits im Kreissaal und mit einem Kaiserschnitt zu rechnen war. Gemeinsam hoffte und bangte man, daß alles gut gehe mit Mutter und Kind und K. schämte sich zusätzlich noch, denn er war zu spät gekommen - einfach wieder einmal zu spät gewesen.

Wenige Minuten später wurde ein kleines schreiendes Etwas von einer freundlichen Krankenschwester vorbeigetragen und K. spürte förmlich, daß das sein Kind, sein Baby, sein Matthias oder seine Romana war.

Wieder eine Viertelstunde später wurde K. von einer anderen Krankenschwester aufgerufen, die ihm zu dem gesunden Jungen gratulierte und ihm ein kleines Bündel in die Hand drückte.

Ein unbeschreiblich noch nie vorher dagewesenes Glücksgefühl, ein Gefühl das selbst die intensiven Gefühle nach einem erzielten Tor beim Fußballspiel und sonstige Gefühle weit übertraf, ergriff K. und ließ ihn auf einer Wolke schweben und nur ganz langsam begreifen, daß dieser kleine Schreihals sein Sohn war: der Matthias.

Der für Angelika sicher nicht sehr angenehme Umstand, daß es sich um keine normale Geburt sondern um einen Kaiserschnitt handelte, hatte für das Baby den Vorteil, daß es fast ohne die üblichen Deformationen zur Welt kam und ein völlig unzerknittertes eigentlich sehr schönes Baby war. K. hätte es gerne noch länger in seinen Armen gehalten, doch nun mußte es wieder zurück zu seiner Mutter.

Als K. zurückkam teilte er die freudige Nachricht sofort seiner Schwiegermutter mit und tat was er bis jetzt noch nie getan hatte: er umarmte sie herzlich und freute sich mit ihr gemeinsam. Dann rief er noch seine Eltern an, ein paar Verwandte und Freunde und nach 2 Stunden konnte er sich dann auch gemeinsam mit seiner Angelika freuen.

Es wurden sofort die wichtigsten Sachen die in den nächsten Tagen zu erledigen waren besprochen und K. erhielt eine lange Einkaufsliste mit alle wichtigen Utensilien die man unbedingt brauchte, um einen neuen Erdenbürger einen möglichst netten Empfang zu bereiten. Ja und auch viele Behördenwege waren zu erledigen, schließlich mußte er auch gemeldet werden. Angelika gab K. noch ein letztes Mal zu bedenken, ob der Name Alexander doch nicht besser wäre als Matthias und vielleicht hätte sie es auch geschafft wäre sie nicht so geschwächt von der Geburt gewesen. Doch diesen Vorteil nutzte K. und schon am nächsten Tag war alle Behördenwege erledigt und Matthias war nun auch amtlich.

Nicht nur K. war sehr beschäftigt, auch Matthias hatte schon viel zu tun. Immer wenn Verwandte, Freunde oder Bekannte kamen und die Nummer 2 anforderten, wurde Matthias aus seinem Bettchen geholt und den Wartenden durch die Glasscheibe gezeigt. Mit den unmöglichsten Verrenkungen versuchte man Matthias ein Lächeln zu entlocken, doch dieser schlief meist, war erschöpft von den ersten Mahlzeiten und wenn er lächelte dann sicher nicht absichtlich.

Matthias hatte ein besonderes Merkmal: in Abhängigkeit von den Personen die gerade vor ihm standen schaute er dem Großvater väterlicherseits, der Großmutter mütterlicherseits der Großtante väterlicherseits oder dem Urgroßvater mütterlicherseits ähnlich - und am nächsten Tag schaute er wieder anderen Personen ähnlich und natürlich war er auch ganz der Papa und ganz die Mama.

Nach einer Woche wurde Angelika mit Matthias aus dem Spital entlassen und ab jetzt war Leben in der Wohnung und vor allem in der Nacht zeigte Matthias was er schon alles konnte. Die vielen schlaflosen Nächte konnten aber die große Liebe und Zuneigung nicht trüben, die K. für seinen Sohn empfand.

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